Gefjon
Die Göttin der Feldarbeit und Schutzherrin der Dänen
Gefjon (auch Gefion, Gefjun) stammt aus dem Geschlecht der Asen.
Ihre Eltern sind nicht bekannt. Einst war sie mit einem ebenso unbekannten Riesen zusammen, mit dem sie vier Kinder in Gestalt von Ochsen zeugte. Später heiratete sie dann Skjöld, einen von Odins Söhnen, und begründete mit ihm zusammen den Stamm der Dänen. Außerdem gebaren sie einen Sohn; Bjar.
Gefjön gilt als die bodenständige Bäuerin unter den Asen. Ihr Symbol ist der Pflug; der für die Germanen von höchster Wichtigkeit war; zum Beispiel durchlüftet er den Ackerboden und lässt darin enthaltene, alte Pflanzenreste somit zu fruchtbarer Mutter-Erde werden. Außerdem können im aufgelockerten Boden die Keimlinge besser sprießen und Wasser hervorragend gespeichert werden. Den immensen Vorteil des Pfluges erkannten auch schon die Germanen. Durch ihn konnten sie so viel wie möglich aus dem Acker herausholen, was im kalten, rauen Norden sehr wichtig war. Daher verehrte man Gefjon, denn sie hatte dem Menschen den Pflug gebracht und weiht jedes Frühjahr die noch kahlen Felder im Land, auf dass dort Bald das goldene Korn wachsen wird. Ihr Name bedeutet übrigens „die Gebende“.
Des weiteren ist über sie zu erzählen; dass sie als besonders weise gilt. Sie soll sogar hellseherische Fähigkeiten haben, manche meinen auch, dass sie einen regen Kontakt mit den Nornen pflege – weswegen Odin großen Respekt vor ihr habe.
Fernab dessen ist sie auch eine Göttin des Todes, denn es heißt, dass alle Toten, die nie geheiratet hatten, in ihr Gefolge kommen. Manch einer will sie auch schon gesehen haben, wie sie durch das Land wanderte und dabei von einer Schar an Mädchen und Jungen begleitet wurde…
Eine alte Geschichte von Gefjon erzählt, wie sie einst von Odin gebeten wurde, nach Midgard zu reisen und neues Land zu entdecken, dass die Götter fruchtbar machen und den Menschen schenken könnten. Also packte die Asin ihre Sachen und wanderte hinaus in die Welt… eines Tages kam sie auf den prächtigen Hof des Königs Gylfi, der über den Stamm der Svear herrschte. Sie bat um Obdach für ein paar Nächte, und der weise König wollte es ihr gewähren – allerdings nur, wenn sie ihn und seine Feier-Gesellschaft gut unterhalten könne. Da stimmte Gefjon mit zarter, süßer Stimme ein altes asisches Bauernlied an, und alle Männer in der Met-Halle waren so begeistert, dass man ihr zujubelte und sie gerne bleiben ließ.
Wo man dann gemeinsam speiste und feierte, da erzählte die Göttin Gylfi davon, dass sie auf der Suche nach Land war. Der König, der der schönen Maid keinen Wunsch abschlagen konnte, wollte ihr ein Stück seines Stammes-Gebietes schenken – nach altem Brauch so viel, wie sie an einem Tag mit vier Ochsen pflügen könne. Fröhlich stimmte Gefjon ein – am nächsten Tag reiste sie schon wieder ab, doch versprach sie, in einigen Jahren wieder zu kommen, um Gylfis Versprechen wahrzunehmen.
Die Asin, von Haus aus fleißig, zog sodann in den fernen Osten. Dort, im kargen, rauen und furchtbar kalten Land Jotunheim, verführte die Schöne einen Riesen und verbrachte mit ihm die Nacht. Doch auch ihn verließ sie nach nur einer Nacht, denn sie brauchte lediglich sein Riesen-Blut in ihren Nachkommen – mehr nicht. Und so gebar Gefjon einige Monate später vier riesenhafte Kinder; alle in Gestalt eines gewaltigen und wilden Ochsen. Gefjon zog ihre Kinder zu noch größeren Tieren heran und gewöhnte sie an die harte Feldarbeit.
Nach ein paar Jahren also kehrte sie zurück an den Hof von König Gylfi und stellte sich nun bereit, Land zu pflügen. Gylfi war ein ehrenhafter Mann, der sein Wort hielt – selbst, als er die vier riesigen Ochsen der Göttin sah und sich bewusst wurde, dass er allerhand Land verlieren würde. Aber bestimmt musste er da erstmal gewaltig schlucken.
Gefjon rammte ihren eisernen Pflug tief in die Erde und rief ihre Kinder zur Eile an. Und diese zogen mit wildester Kraft, und sie pflügten an einem Tag unglaublich viel Land. Wo sie entlang geschritten waren, da waren so tiefe Schluchten im Boden, dass sie sich mit Wasser füllten. Und so entstand ein weitläufiger See, fast so groß wie ein ganzes Meer, mitten im Stammesgebiet der Svear. Heute sagt man, dass es sich da um den See Mälaren in Schweden handelt… doch wahrscheinlicher ist es, dass der See Vänern gemeint ist.
Wie dem auch sei, Gefjöns riesenhafte Ochsen trugen Massen an Erde und Fels in ihrem Pflug fort, und als sie an die Küste kamen und den Schutt in das Meer warfen, da wuchsen die Unmengen aus dem Meer hinaus. Diese Unmengen Erde bilden heute die dänische Insel Seeland. Diese Insel reichte Gefjon völlig, und dankbar verabschiedete sie sich vom König Gylfi, der immer noch verdutzt am Ufer des schier endlosen See’s stand, da wo früher sein Stamm hauste.
Die Göttin dagegen setzte auf einem Schiff über nach Seeland und begann dort, Bäume und Getreide zu sähen. Nach wenigen Jahren schon war die Insel völlig ergrünt und stand in voller Blüte, und Gefjon versammelte die Asen dort, auf dass sie ihr Werk begutachten konnten. Und es stimmte; die Götter staunten nicht schlecht. Nun könne man es den Menschen schenken… doch welchen? darüber war man sich nicht ganz eins, und auch der weise Odin wusste da keinen klugen Richtspruch. Also überließ man auch dies der weisen Gefjon, die sich schon ihren Teil gedacht hatte. Sie heiratete einen der vielen Söhne Odins; Skjöld. Zusammen bauten sie sich einen prächtigen Hof auf Seeland, von wo aus sie beide die Insel beherrschen wollten. Außerdem gebaren sie einen Sohn; Bjar. Und mit ihm begründeten die beiden Götter den neues Stamm der Dänen, der im Laufe der folgenden Jahrtausende ganz Seeland und auch all die umliegenden Länder besiedelten und es zu großem Ruhm brachten…
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