Balder der Gott des Lichtes

Balder

Der Gott des Lichtes

Balder (auch Baldur, Bald, Palter, Bealdor, Bäldäg, Baldag, Balthaz) stammt aus dem Geschlecht der Asen; er wohnt halbjährig auf dem Hof Breidablik. Die andere Hälfte des Jahres lebt er in Helheim.Baldr

Seine Eltern sind Allvater Odin und Frigg, die große Mutter. Mit seiner Frau und Halbnichte Nanna hat Balder den Sohn Forseti. Seine Brüder heißen Hödur, Hermod und Bragi; zudem hat Balder durch das recht ausschweifende Liebesleben seines Vaters allerhand Halbbrüder – unter anderem Thor.

 Balder ist der Gott des Lichts. Er gibt der Sonne ihre Kraft, auf dass sie das Land erwärme und die Pflanzen sprießen lasse. Oft heißt es; er sei der schönste und strahlendste der Asen. Wenn Balder den Raum betritt, dann geht Heiterkeit und Freude durch die Leute. Er ist die Lichtgestalt Asgards, der von jedem gemocht wird.Die Pflanzen Baldrian, Kamille und Maiglöckchen sind ihm geweiht.

Doch Balder verbringt immer nur die erste Hälfte des Jahres in Asgard, die zweite tief unten in Helheim, dem reich der Toten, von wo aus er der Sonne keine Kraft geben kann… wie es dazu kam erzählt die folgende Sage:

Vor vielen Wintern wurde Balder von heftigen Albträumen geplagt. Nacht für Nacht um den Schlaf gebracht, suchte der gestresste Ase schließlich eine Völve – eine Schamanin – auf. Sie hörte sich sein Problem an und deutete den Traum: Balder werde bald sterben!
Schockiert eilte der Lichtgott darauf hin zurück nach Asgard, wo er seinen Eltern vom Problem berichtete. Gerade Frigg; seine Mutter, traf die üble Nachricht hart. Voller Trauer war sie, und ihr Herz schmerzte. Tage lang weinte sie, doch dann fiel sie einen Beschluss: Sie lief hinaus in die weite Welt. Durch jedes Land in jeden Wald und jedes Dorf ging sie. Allen Sachen, ob Mensch, Riese, Tier, Pflanze oder Stein, nahm sie den Eid ab, Balder nichts anzuhaben. Jedes Korn eines jeden Feldes fragte sie, und jeden Tropfen eines jeden Flusses, von der Quelle bis zum Meer. Nur ein kleiner Mistel-spross, noch grün und zart, erschien ihr als zu nichtig, um einem Gott etwas anhaben zu können.

Und so wurde Balder schier unverwundbar. Dieser Ruf eilte durch jedes Land und niemals wieder wagte es einer, Balder etwas anzuhaben. Irgendwann begannen die Asen jedoch, ihn zu testen. Sie piekten ihn erst oder zwickten ihn, doch weder verspürte Balder einen Schmerz, noch bekam er Wundmale. Auch als sie ihn mit Steinen und bewarfen, konnten die ihm nichts anhaben, ja nicht mal Schwerter oder Speere. Und Balder, der stand immer stolz da und stellte zur Schau, wie ihn nichts verletzen konnte. Alle Asen hatten einen Heiden-Spaß dabei…

Es geschah an einem 21. Juni. Die Götter waren gerade beim Spiel im Freien, feiernd, trinkend und Balder austestend. Etwas abseits der Feier-Gesellschaft stand Balders Bruder Hödur. Er war blind und konnte auch sonst nicht besonders viel. Da trat Loki an ihn heran und bot ihm an, doch am Spiel Teil zu haben. Doch wie, fragte der Blinde. Da bot ihm der Feuer-Gott Pfeil und Bogen an um auf Balder zu schießen. Hödur sagte da nicht nein, setzte an – Loki half ihm gar beim zielen – und schoss. Was er nicht wusste, war; dass die Pfeilspitze aus dem Mistel-Zweig war, den Frigg dereinst übergangen hatte. Doch es war eh schon zu spät… der Pfeil hatte Balder durchbohrt und der lichte Gott sank blutüberströmt zu Boden. Entsetzt eilten die Asen heran, Frigg und Nanna beugten sich über ihn, hielten ihn fest im Arme – doch sie alle konnten nichts mehr tun für ihn. Balders Geist fuhr nieder nach Helheim.

 Manch einer erzählt sich, dass es in Wahrheit Odin war, der schoss. Er soll sich als Hödur verkleidet haben und selber seinen Lieblings-Sohn getötet haben, weil er ihn bei sich in Walhall haben wollte. Aber daraus war dann ja nichts geworden…

Am Abend dann war bereits die Toten-Feier vorbereitet. Alle Asen und Wanen und auch diverse Riesen waren zusammen gekommen an einem weiten Strand. Balders Leichnam wurde auf einer Trage durch die Trauernden getragen und auf sein gewaltiges Schiff Ringhorn gelegt. Es stand an Land und sollte brennend in das Meer gerollt wurden, wo Balder ein gebührender Untergang erwarten sollte. Mit ihm wurde all sein Gut, seine besten Pferde und Waffen verbrannt, und auch seine Frau Nanna – an ihrer Trauer zu Grunde gegangen – ließ sich mit verbrennen, Seite an Seite mit ihrem bewunderten Gatten. Kurz vor der Prozession trat Odin noch ein letztes Mal an seinen Sohn heran. Er gab ihm seinen magischen Ring Draupnir mit auf den Weg und flüsterte ihm magische Zauberworte in’s Ohr. Danach weihte Thor den Toten mit seinem Hammer Mjölnir. Die Riesin Hyrrokin trat an das Schiff und stoß es gen Wasser – es rollte so schnell über die Baumstämme, dass jene Feuer fangen und das Schiff samt der Ladung entfachten. Es platschte in’s Wasser, und Thor trat noch eben einen nervigen Zwerg, der ihm um die Beine getänzelt war, durch die Lüfte in die Flammen. Und da nun trieb das Totenschiff. Brennend, dem lichten Balder die letzte Ehre erweisend.

Tags darauf war trübe, gedrückte Stimmung in Asgard. Doch die Götter verweilten nicht tatenlos! Balders Bruder Hermod ritt aus, um seinen Bruder aus Helheim wieder zu holen. Er hatte dafür von seinem Vater extra das achtbeinige Sturmross Sleipnir bekommen.
Odin dagegen hatte ganz andere Pläne. Er wanderte fort nach Midgard; in die Welt der Menschen. Im kalten Land, wo der Stamm der Rus siedelte, hauste eine Riesin namens Rinda. Der Allvater stellte sich ihr als der Krieger Roster vor und forderte sie heraus. Die Rus.Riesin, die den Kampf liebte, willigte ein und schlug Odin nieder – auch bei der Revange. Dieser hatte in der kriegerischen Frau sein Ziel gefunden. Einige Tage später kehrte Odin zu Rinda’s Hof zurück; verkleidet als die Völve Wecha. Er bot der Riesin an; ihre Krankheit, die sie gerade erst befallen hatte, zu heilen. Die Medizin würde jedoch eine aggressiv machende Nebenwirkung haben. Rinda, die der alten Frau vertraute, ließ sich daher eigenwillig an ihr Bett fesseln – Hauptsache, sie werde wieder gesund. An’s Bett gefesselt offenbarte Odin jedoch sein wahres Gesicht, fiel über die wehrlose Riesin her und vergewaltigte sie. Manch anderer erzählt sich allerdings auch, dass er sie nicht fesselte, sondern mittels eines Zaubers gefügig machte; so dass sie von ganz alleine mit ihm schlief. Wie dem auch sei; nach 9 Monaten stand der alte Einäugige zum dritten Mal vor Rindas Tür – und holte das Neugeborene. In Asgard wuchs der Knabe durch die heiligen Speisen und Tränke der Götter binnen eines Tages zum Mann heran. Man nannte ihn Vali und er war ebenso streitlustig und kräftig wie seine Mutter. Da hetzte ihn Odin auf Hödur, der seine Tat immer noch bereute. Doch das half nichts; Vali erschlug den Blinden, der darauf hin ebenfalls gen Helheim nieder fuhr. Somit hatte Odin wieder ein Gleichgewicht der Ehre hergestellt, so wie es das alte germanische Recht verlangte.

Währenddessen war Hermod in Helheim angekommen. Den Totenstrom Gjöll hatte er überquert gehabt, durch das einzige Tor im Zaun Helgrind, der Helheim umgibt, war er geritten und durch das zwielichtige Land der Toten gereist. Am Hofe der Göttin Hel bat er um ein Gespräch, und seine einsame Cousine kam sogleich zu ihm. Hermod fragte, ob es eine Möglichkeit gäbe, dass Balder das Totenland wieder verlassen könne. Doch in der Hinsicht war Hel selbst untröstlich, auch wenn sie ihrem Besuch sonst jeden Wunsch gewährte, war es doch so einsam als halb entstellte Herrin der Toten. „Nur“, so die Göttin, „wenn eine jede Sache in der Welt wahrlich um ihn trauert, kann Balder mein Land verlassen. Jedes Wesen, jede Pflanze, jeder Stein, jedes Tröpfchen Wasser.“ Das nickte Hermod ab und machte sich sofort wieder auf den Weg gen Asgard.

Dort berichtete er ausführlich den Asen. Alle schöpften sie Hoffnung, dass ihr Geliebter Balder bald wieder unter ihnen sein könnte. Und so sattelten sie alle ihre Pferde oder nahmen ihre Wanderstöcke und reisten hinaus in die Welt. In jeden Winkel eines jeden Landes gingen die Asen; es war wahrlich ein Unterfangen, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte. Und wahrlich alles, was oder wer ihnen begegnete, wurde gefragt, ob es um Balder trauerte. Und alle Menschen, alle Riesen, alle Elfen und Zwerge, Steine, Gräser, Wassertropfen, ja sogar der kleine Mistelzweig, bekundeten ihr Beileid. Nur als ein Ase eines Tages zu einer alten, grantigen Frau namens Thökk kam, sagte jene; dass Balder sie nicht interessiere. Entsetzt fuhr da der Ase auf, doch die Greisin blieb dabei. Und so scheiterte schließlich das Unterfangen, Balder wieder aus Helheim zu den Göttern zu holen.

Manche Asen vermuteten später; Loki habe sich als Thökk ausgegeben – doch Beweise dafür konnte man nie finden.

Unten in Helheim traf Balder, der dort sein schattenhaftes Dasein führte, später auf Hödur, der ihn getötet hatte. Doch anstatt sich zu rächen, blieb der erloschene Lichtgott ruhig und ließ seinen blinden Bruder die ganze Sache erklären. So versöhnten sie beide sich wieder, und an Ragnarok, wenn auch Hel fallen wird und somit auch Helgrind fallen wird, werden die beiden gemeinsam zurück kehren und über die neue, bessere Welt friedvoll herrschen.

Alljährlich wird Balder in der Nacht vom 21.12. auf den 22.12. von seiner Mutter Frigg wiedergeboren. Der Sonnenaufgang kündet von der erfolgreichen Geburt; und dass die Tage wieder länger werden, kündet davon; dass Balder wieder unter den Göttern wandelt, Heiterkeit bringt und der Leben spendenden Sonne wieder Kraft gibt. Immer mehr und mehr. Im Laufe des Jahres wächst der Gott zu einem starken, stattlichen Mann heran, und mit ihm wächst die Sonne. Es wird Frühling und bald auch Sommer; und das Leben kehrt in die Welt zurück. Doch wenn Balders Kraft am größten ist – am 21.6. – fällt er mit dem Sonnenuntergang wieder. Und wo er nun in Helheim ist, verliert auch die Sonne immer mehr an Kraft. Das Leben wird wieder aus dem Land gehen und Kälte wird Einzug halten. Nach einem halben Jahr; am 21.12., wird die Sonne kurz vorm erlöschen sein. Doch sie taucht ja am nächsten Morgen gestärkt wieder auf – aber wenn nicht; wenn sie an jenem Abend untergeht und Tags darauf nicht wieder aufgeht, ja dann ist Ragnarök.


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