Götterdämmerung „Wotan, Odin & Thor, Donar“ Die Sage der Edda 6/6 HD
Teil 6
Uller (auch Ullur, Ullr, Ull, Oller, Holler, Wuldor, Vulder, Wulthuz) stammt aus dem Geschlecht der Asen; er wohnt in einem waldigen Tal in Asgard auf seinem Hof Ydalir.
Sein Vater ist nicht bekannt. Manche erzählen sich, dass es der Held Egil, der als bester Bogenschütze der Welt galt, war. Andere erzählen sich, dass Uller von Elfen abstammt. Seine Mutter ist Sif, die Frau des Donnergottes Thor, der demnach Ullers Stiefvater ist. Seine Halbgeschwister sind Magni, Modi und Thrud.
So manch einer glaubt, dass Uller mit der Winter-Göttin Skadi zusammen ist, da sie beide viele Gemeinsamkeiten haben.
Uller ist in erster Linie Gott der Jagd und der Bogenschützen – denn in germanischer Zeit waren Pfeil und Bogen hauptsächlich Jagd-Geräte. Das passt auch zu seinem Wohnsitz Ydalir – das bedeutet nämlich „Eiben-Tal“, und dieser Hof steht in Mitten eines großen Eiben-Waldes in Asgard. Aus dem elastischen und stabilen Holz dieses giftigen Baumes wurden früher die besten Bögen hergestellt. Und mit solch einem streift Uller durch die Wälder und lauert auf Wild, das er schießen kann. Götter der Jagd wurden schon seit der Eiszeit angebetet, und so glaubt man, dass auch Uller ein uralter Gott ist. Man opferte ihm, um für Treffsicherheit beim Schießen und ein reiches Wild-Vorkommen zu bitten.
Am liebsten geht dieser Gott an kalten, frostigen Tagen auf die Jagd. Auch im Schnee pirscht er gerne, und das nicht nur, weil man die Tier-Spuren im Schnee so gut sehen kann… Uller ist auch ein Winter-Gott, der, wenn er durch die Wälder streift, Schnee und Kälte mit sich bringt. Dabei reist er auf ganz besondere Weise: Auf Skiern. Uller wird stets als der beste und schnellste Ski-Fahrer von allen beschrieben. Leise und elegant gleitet er auf seinen Skiern durch die verschneiten Wälder und kommt so nah an das Wild heran.
Von der Jagd abgesehen heißt es, dass Uller einer der besten Schwertkämpfer der Götter ist, und dass er im Zweikampf unschlagbar ist. Der „Holmgang“ – eine Art Duell bei den Germanen – unterstand seiner schützenden Macht. Wer Ullers Gunst erwerben konnte, der konnte stets als Sieger aus einem Holmgang hervorgehen.
Aufgrund seiner Funktion als Gott des Skilaufs und des Winters ist Uller heute der Schutz-Patron des Wintersports, der einen dabei vor Gefahren und Verletzungen schützt. Noch im 20. Jahrhundert waren unter Schlitten- und Ski-Fahrern kleine Anhänger mit diesem Gott darauf beliebt. Im Erzgebirge hießen sogar auch andere Medaillons, lediglich mit Wintersport-Motiven, „Uller“.
In Uller lässt sich erkennen, wie stark sich doch die Germanen und ihre Nachbarvölker gegenseitig beeinflussten. Die Skier stammten nämlich vom Volk der Samen (oder Lappen -> Lappland). Dieses urtümliche Nomaden-Volk lebt im Norden Skandinaviens und läuft schon seit der Eiszeit auf Skiern durch die verschneiten Tannenwälder des Nordens. Bis in die Neuzeit hinein wurden sie mit Ski-Lauf assoziiert. Die Germanen werden diese Praktik wohl von ihren Nachbarn übernommen und mit Uller in ihre Götter-Welt aufgenommen haben. Auch die germanische Zauberei ist stark beeinflusst von den samischen Schamanen, die früher als die besten Zauberer der Welt galten…
Tyr (auch Ziu, Tiu, Tiw, Tig, Tiwaz, Saxnot) stammt aus dem Geschlecht der Asen.
Seine Eltern sind Allvater Odin und die große Mutter; Frigg. Allerdings erzählen sich manche auch, Tyrs Vater sei der Riese Hymir oder der Gott Tuisto…
Tyrs Brüder sind Balder, Hödur, Hermor und Bragi und die Walküren sind seine Schwestern.
Tyr ist zum einen ein Kriegs-Gott. Er ist Sinnbild des Krieges, des Sieges und der beste Schwertkämpfer unter den Asen. Früher weihte man ihm Schwerter und Speere durch einritzen der Tiwaz-Rune, die mit Tyrs Kampfkraft und Können in Verbindung steht.
Mit wem Tyr ist, der siegt in Schlachten sowie im Zweikampf mit dem Schwert.
Eine andere wichtige Rolle fällt Tyr als Gott des Rechts zu. Denn Tyr gilt nicht nur als der kühnste, sondern auch als der ehrenvollste, tugendhafteste und rechtschaffenste Ase.
Schwor man früher einen Eid, dann schwor man ihn „bei Tyr“. Und war es ein wichtiger Eid, den einer schwor, dann schwor er ihn auf sein eigen Schwert – und damit auch auf Tyr.
Tyr wacht über die Thing-Versammlungen und über die Stammes-Rechte. Schlussendlich ist Tyr somit nicht nur Hüter aller Schwert-Kämpfer; sondern auch aller Richter und Rechts-Leute.
Bei den Altsachsen und Angelsachsen kam Tyr eine gesonderte Rolle zu. Denn bei ihnen wurde er unter dem Namen „Saxnot“ (heißt so viel wie „Schwert-Genosse“) als der Höchste unter ihnen, also als ihr direkter Stammesgott verehrt. Saxnot gilt ihnen als Hüter aller Sachsen und Angelsachsen.
Tyr wird auch „der Einhändige“ genannt. Dies ist, weil ihm der gewaltige Fenris-Wolf einst die Hand abbiss: Die Asen wollten die Bestie fesseln. Als Pfand dafür, dass er die Möglichkeit hatte sich zu befreien, verlangte der Wolf, dass einer der Asen seine Hand in des Untiers Maul lege. Der kühne Tyr meldete sich freiwillig dafür – doch die Asen hatten dem Wolf eine Falle gestellt, und so biss der Fenris zu – und dazu stand der ehrenhafte Tyr, denn er hatte seine Hand ja als Pfand geboten.
Und so verlor Tyr seine Hand, was ihm trotz der edlen Tat noch ab und zu Spott einbringt…
Tyrs Schicksal ist bereits besiegelt. An Ragnarök wird er den Hund der Unterwelt, Garm, töten – doch im selben Zuge auch von ihm getötet werden.
Manche glauben heute, dass Tyr – lange vor Odin – als First der Götter verehrt wurde. Verwandte des Namens sind das indogermanische „deiwos“ (göttlich), aber auch der griechische „Zeus“, der altindische „Dyaus“, der illyrische „Dei“ und schließlich das lateinische Wort „Deus“ (Gott).
Zudem berichtet der Römer Tacitus in seinen Schriften über die Germanen, wie sie als höchsten Gott den Kriegsgott Mars verehren – jener wird als römisches Pendant zu Tyr gesehen.
Ob und warum Tyr von Odin als höchster Gott verdrängt wurde, kann heute keiner mehr genau sagen. Aber es kann sehr wohl etwas dran sein…
Germanische Götterwelt, Facebook, 16. April 2013
Thor (auch Donar, Thunaer, Thunor, Thunaraz) stammt aus dem Geschlecht der Asen; er wohnt auf dem Hof Thrudheim im Haus Bilskinir.
Seine Eltern sind Allvater Odin und Jörd, die Mutter Erde. Seine Gattin ist die goldhaarige Sif; mit ihr hat Thor die Tochter Thrud. Mit der jungfräulichen Meeres-Riesin Jarnsaxa zeugte Thor zudem noch die Brüder Magni (der Starke) und Modi (der Mutige) – sie werden nach Ragnarök an Thors Stelle treten.
Thors Knecht heißt Thialfi, und dessen Schwester ist die Magd Röskva – sie beide sind Menschen. Manche sagen sich, dass Knechte und Mägde im Tode nach Thrudheim auf Thors Hofe kommen…
Thor ist wild und hat viel Temperament, dies so wie sein Stolz bringen ihn manchmal in missliche Lagen. Doch gerade wegen seiner Wildheit und weil er der stärkste aller Asen ist, wird er immer herbei gerufen, wenn Asgard in Gefahr ist.
Thor ist aber in erster Linie der Beschützer von Midgard; dem Reich der Menschen! Dort fährt er mit seinem Wagen durch die Wolken und bewahrt unsere Welt vor den grimmigen Riesen; die er mit seinem mächtigen Hammer Mjölnir (dem Zermalmer) erschlägt. Wenn der Hammer trifft, dann hören wir es meilenweit als den gewaltigen Donner.
Thor bringt auch oftmals den Regen, weswegen er auch als Gott der Fruchtbarkeit und des Ackerbaus zu sehen ist. Darum gilt er als Hüter der einfachen Bauern – insbesondere der Knechte und Mägde.
Gerne beweist Thor seine Kraft, indem er die felsenfesten Eichen Midgards mit dem Hammer zerschlägt. Deswegen haben die Menschen ihm die Eiche an sich geweiht.
Thors Tod wurde bereits prophezeit: An Ragnarök wird er von der ungeheuren Riesenschlange Jormungand, seinem alten Erzfeind, vergiftet und stirbt, kurz nachdem er sie ebenfalls umbringen konnte…
Thor besitzt den Gürtel Megingiard sowie die Handschuhe Jarngreipr, die ihm gewaltige Kräfte verleihen. Seine beiden Böcke heißen Tanngnjostr und Tanngrisnir (Zähne-Knisterer und Zähne-Knirscher), sie ziehen Thors Wagen durch die Wolken. Wenn Thor in den Wäldern Midgards übernachten muss – was schon mal vorkommt – dann schlachtet er seine Böcke und brät sie. Doch wenn er dabei ihre Knochen nicht beschädigt; dann kann er sie schon am nächsten Tage durch ein magisches Ritual wieder zu Leben erwecken und mit ihnen weiter reisen…
Doch das berühmteste Kleinod des Thor ist wohl sein mächtiger Hammer Mjölnir. Von den Zwergen geschmiedet, verfehlt der Hammer nie sein Ziel und kehrt immer wieder zum Werfer zurück. Lediglich Thor weiß diese Waffe im Kampfe zu führen.
Als Weiterentwicklung der Donars-Keule trug man ab dem frühen Mittelalter bei den Nord- und Westgermanen/Nordseegermanen den Mjönir gerne als Amulett. Anfangs stand er lediglich für Fruchtbarkeit und Kraft; doch mit dem Erstarken des Christentums und den zunehmenden Spannungen wurde das Hammer-Amulett zusätzlich zum Symbol der alten Sitten und des heidnischen Widerstands.
Diese Funktion trägt er heute wieder; und Thor – als Sohn von Himmel (Odin) und Erde (Jörd) – ist auch heute noch einer der beliebtesten Götter bei den germanischen Heiden…
Germanische Götterwelt, Facebook, 9. April 2013
Skadi (auch Skade, Skathi) stammt von den Riesen ab, gehört aber zur Sippe der Götter. Sie wohnt auf Thrymheim, ihrem Hof in den verschneiten Bergen Asgards.
Ihre Mutter ist unbekannt, ihr Vater war der Eisriese Thiazi, der von den Göttern umgebracht wurde.
Mit den Beziehungen Skadis ist es ein wenig schwierig; fest steht, dass sie mal mit dem Meeres-Gott Njörd verheiratet war. Doch die beiden sind mittlerweile getrennt, und manche sagen, Skadi sei mit Uller zusammen, wo anders heißt es, sie habe Odin geheiratet.
Auch in Bezug auf ihre Kinder ist manches unklar. Vielleicht sind Freyr und Freyja ihre Kinder, die sie mit Njörd hatte, vielleicht auch nicht. Manche meinen auch, dass sie mit Odin zusammen einige Kinder zeugte, und dass sie mal mit Loki schlief…
Skadi ist wie Uller oder Frigg eine Göttin des Winters. Wenn die Tage kürzer werden, dann wandert sie über das Land und bringt Schnee und Eis mit sich. Und wenn sie dann durch die verschneiten Wälder stapft, jagt sie gerne. Sie ist auch eine Göttin der Jagd und wird als besonders talentierte und treffsichere Jägerin bezeichnet. Dabei bewegt sie sich gerne auf Skiern fort, denn das geht schnell und sie ist leise, und gerade in den Bergen sind sie hilfreich. Denn Skadi liebt die verschneite Bergwelt über alles. Ihr liebstes Jagd-Gebiet sind die schroffen Gipfel und Täler der Skanden – des großen skandinavischen Gebirges. Manche glauben sogar, dass Skandinaien seinen Namen von dieser jagenden Göttin hat.
Außerdem munkelt man, dass Skadi mit Uller eine Liebelei hat. Immerhin haben die beiden sehr gleiche Hobbys und Aufgaben-Bereiche, zudem liegen ihre Höfe dicht bei einander in den Bergen Asgards. Wer weiß, ob da nicht was läuft…
Als die Götter den Eis-Riesen Thiazi getötet hatten und Skadi davon erfuhr, da wurde sie ganz wild vor Wut. Die selbstbewusste Riesin wappnete sich und ritt vom Hofe ihres Vaters zu den Höfen der Götter um ihren Vater zu rächen. Dort angekommen, konnte die Kriegerin besänftigt werden, bevor sie alles klein schlagen konnte – doch eine Buße verlangte sie dennoch, da ließ sie sich nicht von abbringen. Skadi verlangte, dass die Götter sie zum Lachen bringen sollten und zweitens, dass sie sich unter ihnen einen Mann wählen dürfe. Die Götter berieten sich und stimmten schließlich zu.
Als erstes mussten sie Skadi zum Lachen bringen. Das stellte sich als gar nicht so einfach heraus, denn die Mine der Eis-Risin, deren Vater gerade erst umgebracht wurde, blieb eiskalt und regungslos. Die Götter konnten allerhand Schabernack anstellen und Grimassen schneiden – sie blieb Regungslos. Da kam der weise Loki auf eine interessante Idee, die aber typisch für den oft als pervers bezeichneten Gott war: Er verlangte nach einer Ziege. Während man sie holte, ließ er die Hosen runter und Band einen Strick um seine Hoden. Das andere Ende band er am Bart der Ziege fest, und so begann ein etwas eigenartiges Tauziehen. Natürlich schrien sowohl Loki als auch die Ziege dabei immer zu auf vor Schmerzen, doch die Götter konnten sich nicht halten bei dem Anblick und auch Skadi entwich dann ein Lachen, das zu großen Gelächter anwuchs. Diese erste Aufgabe war also bestanden wurden, auch wenn Loki danach lange nicht mehr sitzen konnte.
Das zweite war ja, dass Skadi sich einen Mann unter den Göttern suchen durfte. Allen war klar, dass sie Balder wählen würde – jede Maid war hinter diesem strahlenden Schönling her. Doch seinem Vater Odin war er viel zu teuer, als dass er an irgend eine Riesin fallen sollte – also beschloss er, dass alle anwesenden (männlichen) Götter sich ihrer Schuhe entledigen sollten und nebeneinander an einer Wand aufreihen sollten, so dass man einen Wandteppich vor sie ziehen könne – und Skadi ihren Gatten nur anhand der Füße wählen konnte. Und so geschah es dann auch, und Skadi haderte lange – es waren natürlich knollige, dreckige und haarige Füße dabei, aber auch allerhand saubere, elegante und sanfte. Schließlich fiel ihre Wahl, obwohl sie auf Balder gehofft hatte, auf den Meeres-Gott Njörd – der selbst auch nicht all zu begeistert darüber war.
Doch die Wahl war gefallen und Odin hatte gesprochen, und so wurde die Hochzeit arrangiert. Als Hochzeits-Geschenk warf der Allvater die Augen Thiazis an den Sternenhimmel, wo sie heute noch als Sternbild „Auguthjaza“ funkeln (leider weiß man nicht, welche Sterne das genau sind).
Aber diese Ehe war eine unglückliche. Skadi konnte das Meer, in dessen Nähe Njörds Hof Noatun stand, nicht leiden. Das flache Land langweilte sie, die Möwen und Wellen waren ihr zu laut und schwimmen war auch nicht so ihr Ding. Njörd dagegen konnte die Berge, in dem Skadis Hof Thrymheim stand, nicht leiden – der Aufstieg war ihm zu anstrengend, das Geheul der Wölfe ließ ihn erschaudern und der viele Schnee störte ihn. Also mussten beide beschließen, jeweils neun Nächte in auf Noatun und neun auf Thrymheim zu verbringen – was natürlich nicht lange gut gehen konnte. Außerdem waren sie beide ganz verschiedene Charaktere; Skadi, die energische und selbstbewusste Jägerin, und Njörd, der eher – typisch für Wanen-Götter – ein ruhiger und friedlicher Fischer war.
Und so musste die Ehe schließlich scheitern. Beide trennten sich und blieben auf ihren geliebten Höfen. Eine Asin blieb Skadi trotzdem.
Eine andere Sage erzählt, wie sie mit den anderen Göttern zusammen in der Halle des Meeres-Riesen Ägir feierte. Die gute Laune wurde durch den betrunkenen Loki gestört, der an diesem Abend ziemlich streitlustig zu sein schien und sich mit jedem anlegte.
Unter anderem erzählte er vor versammelter Mannschaft davon, dass im Grunde nur er Thiazi getötet hatte, und wie er mit Skadi geschlafen hatte – was ihr sichtlich peinlich war. Als er jeden gegen sich aufgehetzt hatte und von Thor verjagt werden musste, brannte Loki Ägirs Met-Halle nieder und flüchtete in die Wälder.
Lange mussten die Asen, als sie alles gelöscht hatten, den Unhold suchen – immerhin konnte er, der die Rache der Götter fürchtete, sich ja auf der ganzen Welt versteckt haben. In einem kleinen Fluss schließlich fanden sie ihn, verwandelt in einen Lachs, und schleiften ihn fort; weit weg an einen abgelegenen und schroffen Ort der Welt. Dort banden sie Loki mit den Gedärmen seines toten Sohnes auf drei spitze Felsen. Und damit er noch mehr litt, befestigte die rachsüchtige Skadi über Lokis Haupt eine Schlange, deren herunter tropfendes Gift sein Gesicht verätzte und ihm so viel Schmerzen bereitete, dass er sich so wund wie wild – und so auf der Erde bis heute die Erdbeben hervor ruft
Germanische Götterwelt, Facebook, 5. August 2013
Odin (auch Wodan, Wotan, Woden, Wodanaz, Hangatyr, Hathagat, Gautr, Geat, …) stammt von den Riesen ab; später gründete er das Geschlecht der Asen und war (neben seinen zwei Brüdern Vili und Ve) der erste unter diesen. Daher, als First der Asen, besitzt Odin gleich zwei Höfe: Walaskjalf und Gladsheim.
Seine Eltern sind das Eis-Wesen Bör und die Eis-Riesin Bestla. Odins Frau ist Frigg, mit der er Balder, Tyr, Hödur, Hermor, Bragi und die Walküren zeugte. Mit Jörd, der Mutter Erde, zeugte er Thor. Mit der Eis-Riesin Grid zeugte er Vidar. Mit der Riesin Rinda zeugte er Wali. Weil er Vater so vieler Götter ist nennt man ihn auch den Götter-Vater.
Des weiteren heißt es, Odin habe schon mit den neun Müttern des Heimdall, Skadi, Gritha, Gunlöda und Laga geschlafen…
Zum einen ist er der Herr der Stürme. Vor allem im Herbst und Winter jagt er auf seinem Ross durch die Wolken. Oftmals hat er dabei ein ganzes Heer aus Geistern im Schlepptau. Der Zug wird „wilde Jagd“ genannt und Odin nennt man den „wilden Jäger“, „Schimmelreiter“ oder „Helljäger“.
Dadurch, dass Odin den Herbst bringt, ist er auch ein Gott der Ernte – noch heute stellt man ihm mancherorts Ernte-Gaben hinaus, und früher hat man mit dem Bier aus frisch geernteter Gerste und Hopfen auf Odin angestoßen.
Odin ist auch ein Gott des Krieges. Es heißt, als er den Krieg gegen die Wanen, das andere Götter-Geschlecht neben des Asen, mit dem Wurf seines Speers Gungnir begann, brachte er den ersten Krieg in die Welt. Deswegen begannen die Germanen früher ihre Schlachten stets mit einem Speerwurf in die feindlichen Reihen.
Odin nennt man auch Lenker der Schlachten, denn mit wem Odin ist, der siegt in den Schlachten. Das Wüten im Kampfe, der „furor teutonicus“, wird den Kriegern von Odin gegeben. Es heißt zudem, Odin sei der erste Harier gewesen…
Auf Odins Hof Gladsheim befindet sich die Halle Walhall, in die die im Kampfe gefallenen Krieger – sog. „Einherjer“ – einziehen. Sie sollen mit ihm an Ragnarök kämpfen. Doch er geriet auch in Bedrängnis, als man herausfand, dass er oftmals den schlechteren Kriegern den Sieg schenkte, um die besseren Krieger bei sich in Walhall zu haben… wie dem auch sei; Odin ist also auch noch Gott ein Toten-Gott.
Des weiteren ist Odin der Gott des Zaubers bzw. der Schamanen. Er ist ein alter Magier (das Bild, das wir heute vom Zauberer haben – z.B. Gandalf vom Herr der Ringe – stammt vom Bilde Odins!), um die magischen Runen zu verstehen erhängte sich Odin einst kopfüber und verwundet im Weltenbaum; denn es heißt, dass nur die Toten das Geheimnis der Runen verstehen. Und so brachte uns Odin die Runen.
Als Schamanen-Gott steckt er auch hinter Trance-Zuständen, dem Rausch, Ekstase und Inspiration. Odin ist also Hüter aller Zauberkundigen, besonders der Hellseher, in der Welt.
Odin hat den Menschen den Met gebracht; die ersten, die von ihm tranken, wurden zu den ersten „Skalden“, also Dichtern, Musikern etc. Odin selbst mag Trink-Gelage und Dichtkunst sehr gerne, er ist demnach Gott des Mets und der Dichtkünste. Zudem ist Odin auch der Gott des wissens, der hellseherei und der Weisheit. Immerzu ist er in der Welt auf der Suche nach eben jener Weisheit (weil er auf der Suche so viel durch die Welten wandert, nennt man ihn auch den alten Wanderer. Die Wanderung durch die Welten ist auch eine Metapher für schamanische Geist-Reisen), er ging einst sogar so weit mit seiner Suche, dass er sein eines Auge an den Riesen Mimir gab, um aus dessen Quelle der Weisheit zu trinken – darum nennt man Odin auch den Einäugigen.
Odin schuf dereinst unsere Welt aus dem Körper seines Großvaters Ymir, den er mit seinen Brüdern zuvor getötet hatte. Außerdem war er auch an der Erschaffungd er ersten Menschen; Ask und Embla, beteiligt: Er hauchte ihnen den Lebens-Atem bzw. den Geist ein. Weil Odin also Schaffer der Welt und der Menschen ist, nennt man ihn auch den Allvater.
Man sieht also, dass Odin eine sehr vielschichtige Gottheit ist….
Odin besitzt die beiden Raben Hugin (der Gedanke) und Munin (die Erinnerung). Beide fliegen sie jeden Morgen in die Welt hinaus; Abends kehren sie zu Odin zurück und berichten ihm von allem, was sie in der Welt sahen. Deswegen heißt Odin auch Rabengott.
Odins Wölfe Geri (der Gierige) und Freki (der Gefräßige) sind seine treusten Begleiter und helfen ihm immer bei der wilden Jagd, bei der er sein acht-beiniges Ross Sleipnir (der Schleifer; der Gleiter) reitet, das in der Luft, zu Wasser und an Land schneller als jeder andere reitet.
Odins Zauberring (wieder Vorbild für Herr der Ringe) heißt Draupnir: Von ihm tropfen jede Nacht neun gleiche Ringe herab, und er bringt Odin Reichtum und Fruchtbarkeit.
Odins Speer heißt Gungnir; genau wie Thors Hammer Mjölnir verfehlt der Speer nie sein Ziel und kehrt immer wieder zu Odin zurück. Desweiteren kann Odins dunkelblauer Mantel ihn unsichtbar werden lassen…
Auf Odins Hof Valaskjalf steht in einem der Häuser sein Hochsitz Hlidskialf, von dem aus er in die Zukunft sieht und auch alles sieht, was in Midgard geschieht. Als Berater und Hellseher dient Odin der Kopf des weisen Riesen Mimir.
Odins Tod ist bereits prophezeiht: An Ragnarök wird er vom monströsen Fenris-Wolf zerfleischt werden – doch nach Ragnarök, so sagen sich manche, wird Odin von den Toten wieder zurück kehren und beim Aufbau der neuen Welt helfen.
Später ließen die Christen Odin, den obersten Gott, in ihren Erzengel Michael, den obersten ihrer Engel, einfließen. Heute noch sind viele Michaels-Kirchen und -kapellen auf ehemaligen Heiligtümern, die Odin geweiht waren, errichtet.
Doch Odin ist noch nicht untergegangen – wenn nicht in allerlei Brauchtum wie Laternenumzügen, die an seine wilde Jagd erinnern sollen, dann liegt er uns auf jeden Fall noch im Gedächtnis in Bezug auf unser Bild von Zauberern – alte Männer mit langem, weißen Bart, Hut mit breiter Krempe und Zaubermantel und -Stab.
Germanische Götterwelt, Facebook, 11. April 2013
Loki (auch Loptr, Lokke, Logathore, evtl. Lodur) stammt von den Riesen ab; gehört aber auch zum Geschlecht der Asen. Das letzte, was wir von ihm wissen, ist, dass er irgendwo an einem abgeschiedenen Ort der Welt gefangen gehalten wird.
Seine Eltern sind der Gewitter-Riese Farbauti und die Baum-Riesin Laufey (Gewitter + Baum = Feuer). Lokis Brüder heißen Helblindi und Byleist. Sein Blutsbruder ist Odin (daher die Verwandtschaft mit den Asen). Seine Gattin ist die liebevolle Sigyn, mit der Loki die Söhne Nari und Váli hat. Mit der Riesin Angrboda zeugte er wiederum Hel, Fenris und Jormungand. Und mit dem Hengst Svadilfari zeugte Loki – als Mutter! – Sleipnir. Außerdem soll Loki mit Tyrs Gattin einen Sohn gezeugt haben und einst innerhalb von neun Wintern in Gestalt einer Magd viele weitere Kinder geboren haben. Lokis Sexual-Verhalten ist bei den Göttern sehr verrucht; er selbst gilt als pervers.
Loki ist besonders klug. Was er bei seiner Kraft einbüßt, macht er mit Verstand, strategischem Geschick und Zauberei wieder wett. In seiner Funktion als Feuer-Gott steht weniger der Aspekt von Wärme und Leben im Vordergrund, sondern mehr der Aspekt von Verwirrung und Zauberei. Denn Feuer ist schon seit Urzeiten eng verbunden mit Spiritualität und Magie – aber auch, und das sieht man gut an Loki, mit Gauklerei.
So ist Loki zum Beispiel für die flackernde Luft an heißen Tagen verantwortlich; die unseren Blick eben so verwirrt wie Loki in den alten Sagen.
Manche erzählen sich, dass Loki der selbe sei wie Lodur. Darauf kommen sie nicht nur durch die ähnlichen Namen (Lodur-> der lodernde, Loki -> die Lohe), sondern auch, weil das Trio Odin-Loki-Höner in den alten Sagen ziemlich häufig vorkommt, und nur in einer Loki durch Lodur ersetzt wird. Sollte dies stimmen, dann war Loki es, der zusammen mit Höner und Odin die ersten Menschen schuf; ihnen Blut, Aussehen und Wärme einhauchte – was wieder zu Loki passen würde.
Aber ansonsten ist nicht viel von Lokis Aufgaben bekannt.
Obwohl Loki heute oft als Unhold gesehen wird, so ist er in den meisten Sagen einer von den Guten. So erzählt man sich zum Beispiel, dass einst, als Thors Hammer gestohlen war, Loki in die weite Welt aufbrach um herauszufinden, wer ihn genommen hatte. Als er in Erfahrung gebracht hatte, dass die Riesen in versteckt hielten, kehrte er zurück nach Asgard, um Thor dabei beizustehen, die Waffe wieder zu holen. Als Frauen verkleidet konnten sie sich schließlich nach Jotunheim einschleusen, und Loki konnte mehrmals verhindern, dass Thor’s Verkleidung aufflog. So holten sie schließlich den Mjölnir nach Hause.
Eine andere Geschichte erzählt, wie die Asen einen Riesen beauftragten, den Wehr-Zaun um Asgard zu errichten. Der Riese stimmte zu unter der Bedingung, dass wenn er ihn in der vorgegebenen Zeit von drei Jahreszeiten fertig stellen konnte, er die strahlende Sonne, den schimmernden Mond und die schöne Freyja als Lohn erhalte. Argwöhnend stimmten die Asen zu. Da konnte Loki alle noch dazu überreden, dass der Riese seinen besten Hengst – Svadilfari – zur Hilfe nehmen konnte. Das erschien erstmal als Fehl-Entscheidung, denn mit Hilfe seines Pferdes schien der Riese gerade rechtzeitig fertig zu werden und seinen kostbaren Lohn erhalten zu können. Doch in der letzten Nacht bevor das Bollwerk fertig wurde, verwandelte sich Loki in eine schöne Stute. Er lockte Svadilfari weg aus Asgard und verführte ihn. Währenddessen konnte der Riese Asgards Wehr-Zaun nicht alleine fertig stellen und wurde somit von den Asen vertrieben. Loki lebte noch einige Monate als Stute weiter, da er in besagter Nacht geschwängert wurde und schließlich Odins Ross Sleipnir gebar.
Dann gibt es noch die Geschichte, wie Loki mit Thor, dessen Knecht Thialfi und dessen Schwester Röskva durch Jötunheim zog. Beim Hofe des Riesen Utgard-Loki, der Zauberei und Schabernack ebenso liebte wie sein Namens-Vetter, baten sie um Obdach. Der Riese wollte es ihnen gewähren, wenn sie die versammelte Fest-Gemeinschaft mit Wettstreiten unterhielten. Loki sollte hier gegen den Riesen Logi wett-essen. Nach einer gewissen Zeit hatte er all das ihm vorgelegte Fleisch in Windeseile bis auf die Knochen abgenagt, doch sein Gegner hatte bereits die Knochen und den Trog, in dem das Essen serviert wurde, verputzt. Trotz der Niederlagen; denn Thor und Thialfi hatten ihre Wettstreite auch verloren, durften sie bleiben. Später sollte sich dann herausstellen, dass Lokis Gegner Logi die Verkörperung des Lauffeuers war – und keiner verschlingt etwas schneller als ein Lauffeuer, nicht mal ein Gott.
Dann gibt es da noch eine alte Geschichte, die erzählt, wie ein menschlicher Bauer mal mit einem Riesen wettete – und verlor. Da war besonders große Not, denn der Bauer hatte seinen eigenen Sohn verwettet. Also rief er Odin an, ihm aus seiner Lage zu helfen. Doch dieser konnte den Knaben nicht gut genug verstecken; der Riese fand ihn. Dann rief der Bauer Höner an, doch auch dieser konnte den Knaben nicht vor dem Riesen in Sicherheit bringen. Schließlich rief der Bauer Loki an und bat um Beistand. Der Gott sagte zu und konnte mittels einer List den Riesen töten und schließlich den Jungen heil und gesund zu seinem Vater zurück bringen.
Ein anderes Mal waren Odin, Höner und Loki erneut unterwegs und wanderten durch das Land. Sie konnten kein Obdach finden und mussten sich etwas jagen; doch auch das konnten sie nicht finden – die drei mussten in einer sehr kargen, menschenleeren Gegend unterwegs gewesen sein. Doch Loki entdeckte an einem Wasserfall einen Otter, der einen Lachs fraß. Da nahm der Gott einen Stein und schmiss ihn auf das Tier – somit hatte er zwei mit einem Wurf erhalten und es gab genug Essen für alle drei Götter. Leider sollte sich später herausstellen, dass der Otter der Sohn des Zauberers Hreidmar gewesen war. Dieser nahm, als er vom Tode seines Sohnes erfuhr, Odin und Höner als Geiseln und Loki musste das Bußgeld besorgen. Er reiste bis nach Svartalfheim; in das Land der Zwerge. Dort konnte er den Gold-Schatz eines Zwerges rauben. Der rechtmäßige Eigentümer – der Zwerg Andwari – konnte das Gold noch rechtzeitig verfluchen; dass es jedem Besitzer Tod und Unheil bringen möge. So brachte Loki schließlich den Hort, der später als „Nibelungen-Hort“ bekannt werden sollte, zum Hofe Hreidmars und konnte Odin und Höner schließlich frei kaufen.
Wann anders trieb Loki allerhand Schabernack und im Rausche des Vergnügens schnitt er Sif, der Gattin Thors, das goldene Haar ab. Diese fand das gar nicht so lustig, und erst recht nicht ihr Ehemann, der sogleich angestürmt kam und Loki mit dem Schwert bedrohte. Der Feuer-Gott hatte den Fehler eingesehen und schwor, der Sif neues Haar aus purem Gold zu besorgen, welches wie echtes Haar auf ihrem Haupt haften und wachsen solle. Da fuhr Loki wieder mal nach Svartalfheim so den Brüdern der Göttin Idun, die „Ivaldis Söhne“ hießen und als hervorragende Schmiede in aller Welt bekannt waren. Loki konnte sie dazu überreden, ihm das goldene Haar zu schmieden. Als extra Strafe solle Loki auch noch mit einem mächtigen Schiff und einer Wunderwaffe zurück nach Asgard kommen, ansonsten bliebe ihm das Götter-land verwehrt. Also ließ er im selben Zuge noch Freyrs Schiff Skidbladnir, das immer Rückenwind hat und das gesamte Asen-Heer fassen kann, sowie Odins Speer Gungnir, der nie sein Ziel verfehlt, schmieden. Wo Loki so das Wunderwerk der Zwerge begutachtete, dachte er an den gewaltigen Nutzen, den ihre Schöpfungen hatten. Also überredete er die Zwerge mittels einer Wette noch dazu, drei weitere Werke zu schaffen. Um zu zeigen, dass er es ernst meinte, verwettete Loki seinen Kopf! Die Söhne Ivaldis schufteten, doch selbst als stechendes Insekt konnte der Gott sie nicht davon abhalten, die drei weiteren Objekte zu schmieden: den Ring Draupnir, von dem jede Nacht acht weitere abtropfen, den goldenen Eber Gullinborsti, der über Wasser und durch den Himmel läuft, und den Hammer Mjölnir, der sein Ziel auch nie verfehlt und immer wieder zum Träger zurückkehrt. Als Loki also mit den Zwergen und den Schöpfungen zurück nach Asgard kam, da war das Staunen groß. Besonders der Hammer, den Loki Thor als Entschuldigung schenkte, war sehr nützlich. Doch nun forderten die Zwerge Lokis Haupt ein als Wettschulde. Der Gott ergriff die Flucht, konnte schnell jedoch von Thor wieder eingefangen werden. Doch gerissen wie er war, konnte sich Loki mit den Worten „Dir gehört zwar mein Kopf, aber nicht mein Hals!“ vor der Köpfung retten. Da ergriff die Zwerge, die die List erkannten, die Wut und sie schnappten Loki, hielten ihn fest und nähten ihm den Mund zu.
Dann gibt es da noch die Sage, wie Loki die Asen dabei beobachtete, wie sie Balder im Spiel mit Sachen beworfen – Frigg, Balders Mutter, hatte allen Dingen in der Welt den Eid abgenommen, Balder nie zu verletzen. Nur eine kleine Mistel hatte sie für zu nichtig gehalten, als das die einem Gott schaden konnte – und das wusste Loki. Also nahm er die Mistel und schnitzte flink einen Pfeil daraus. Dann gab er den Pfeil samt Bogen dem blinden Gott Hödur und überredete ihn dazu, auch auf Balder zu schießen – er half ihm sogar noch beim Zielen. Der Pfeil durchbohrte und tötete Balder schließlich. Odin ließ Hödur irgendwann danach umbringen. Doch erstmal schickten die Asen einen Boten zur Toten-Göttin Hel, was man den tun könne, um Balder wieder zu beschaffen. Jene meinte, dass so wie alles in der Welt einen Eid geschworen hätte, auch alles in der Welt um Balder trauern müsse – dann käme er wieder frei aus dem Totenreich. Also machten sich die Götter auf in die Welt, um zu schauen, ob auch alles um Balder trauerte – und alles, sogar die kleine Mistel, weinte vor Leid, dass der Gott des Lichtes fort gegangen war. Nur eine alte Frau, die sich Thökk nannte, weinte nicht und wies die Asen grimmig ab. Es war Loki, der sich als alte Frau verkleidet hatte, und so die Wiedergeburt Balders verhindern konnte. Und so ist Loki letztlich auch für den ewigen Kreislauf des Jahres; dass die Tage länger und wieder kürzer werden, verantwortlich.
Doch Loki trieb es manchmal schon zu weit, was ihn mit der Zeit immer unbeliebter machte bei den Asen. Die aktuellste Sage, die wir von Loki kennen; ist folgende: Das Fass von Lokis Untaten lief endgültig über an dem Tag, an dem der Meeres-Riese Ägir für alle Asen ein Fest veranstaltete. Alle waren sie da, und alle hatten sie schon so einiges getrunken. Loki hatte am meisten getrunken – im Suff erschlug er zwei Knechte Ägirs. Darauf hin verjagten ihn die Asen von Ägirs Hof, denn sowas gehört sich nicht für einen Gast. Doch es dauerte nicht lange, da kehrte Loki sturztrunken zurück in die Halle Ägirs. Dort begann er einen Streit mit einigen Asen, sie alle redeten sich langsam hoch und es fielen allerhand Beleidigungen; schließlich plapperte der besoffene Loki all die kleinen, dreckigen Geheimnisse, Schwächen und Gerüchte, die die Asen hatten und die er kannte, aus. Das ging zu weit, Thor musste herbei kommen und Loki mit dem Hammer drohen. Dieser begab sich darauf hin erneut auf den Weg aus der Fest-Halle hinaus; doch beim hinausgehen setzte der Feuer-Gott noch eben den ganzen Hof des Riesen in Brand. Während die Asen allerhand damit zu tun hatten, die lodernde Feuers-Brunst zu löschen, konnte Loki in die Wälder wanken und dort seinen Rausch ausschlafen. Als er am nächsten Tage wieder erwachte, wusste er, dass er sich nun auf keinen Fall mehr zurück nach Asgard wagen könne; selbst wenn er sich geläutert hätte. Also zog er durch das weite Land und fand irgendwann einen Hügel. Dort oben baute der handwerklich unbegabte sich eine recht spärliche Hütte, die in alle vier Himmels-Richtungen eine Tür besaß – denn Loki ahnte, dass die Asen nach ihm suchen würden, und so könnte er sie rechtzeitig entdecken und flüchten, egal aus welcher Richtung sie kämen. Während Loki dann da so hauste und sich mit seiner Situation eingerichtet hatte, da erblickte er ein paar Flachs-Schnüre und band sie zusammen – und so, so heißt es, wurde das erste Fischer-Netz erfunden, mit dem sich Loki auch gleich zum nahe gelegenen Wasserfall Franangrfors aufmachte, um sich etwas zu essen zu fangen. Wie er sich da so seine Lachse fing, beschloss der kluge Gott, sich tagsüber selbst in einen solchen Fisch zu verwandeln und unentdeckt im Wasser zu verweilen. Eines Tages dann standen die Asen tatsächlich vor Lokis Hütte, denn sie hatten ihn wahrlich gesucht, um Rache zu üben. Als sie die eigenartig anmutende Hütte betraten, fanden sie Loki, der ja im Wasser weilte, nicht vor. Doch der weise Kvasir war bei ihnen, und er erkannte an den Spuren im Staub auf dem Fußboden, dass Loki als letztes Richtung Fluss gegangen war. Zudem erkannte er das Muster des Fischer-Netzes im Staub, woraufhin er den Asen riet, den Loki, der wahrscheinlich als Fisch im Fluss saß, mit einem solchen Netz zu fangen. Diese taten dies daraufhin auch, aber Loki konnte gerade noch über das Netz springen und ihnen entwischen. Doch Thor, der in der Mitte des Flusses watete, konnte Loki noch erhaschen… die Asen zerrten den Unhold fern von den Wasserfällen an einen abgelegenen Ort am Rande der Welt. Sie banden ihn mit den Gedärmen seines von ihnen getöteten Sohnes Nari nackt auf drei spitze Felsen. Die Göttin Skadi, der Loki in Ägirs Halle gestanden hatte ihren Vater getötet zu haben, befestigte über Lokis Haupt Schlangen, deren Gift auf ihn hinabtropfen sollte und ihm das Gesicht entstellen sollte. Dann verließen die Asen diesen abgelegenen Ort, an dem Loki bis zum Ende der Zeit ausharren sollte und niemandem mehr schaden sollte. Doch Lokis Gattin, die liebevolle Sigyn, blieb bei ihrem Mann. Sie hält ihm – womöglich noch bis heute – eine Schüssel über den Kopf, in die das Gift hinein tropft. Wenn sie jedoch die Schüssel wegnimmt, um das Gift weg zu schütten, dann tropft es auf Lokis Stirn – und es ätzt so arg, dass Loki sich so sehr vor Schmerzen windet, dass die Welt erbebt – wir kennen es als Erdbeben.
Lokis Tod wurde bereits prophezeit. Wenn Ragnarök anbricht, werden seine fesseln reißen und er wird sich aus seiner schmerzhaften Lage befreien können. Dann wird er mit dem Toten-Heer seiner Tochter Hel gegen die Asen ankämpfen. Seinen letzten Kampf wird Loki mit Heimdall führen, doch da beide sich ebenbürtig sein werden, werden sich beide gegenseitig umbringen…
Wenn man sich also näher mit Loki befasst, so erkennt man doch ganz menschliche Züge an ihm. Er ist den Asen wesentlich treuer als so manche heutigen Medien es einem weiß machen wollen. Ich persönlich vermute ja eine gewaltige Weisheit hinter diesem Gott, aber zugleich wirkt er auch sehr menschlich, mit all seinen Schwächen und Fehlern…
Manche meinen heute jedenfalls, dass Loki lediglich eine Erfindung der Christen sei, um in den alten Sagen einen Antagonisten (Bösewicht) zu haben, der ihr typisch christliches Weltbild vom „Gut-Böse-Dualismus“ erfüllt. Und auch in dem Medien, wie den „Thor“-Filmen von Marvel, wird Loki zum Dämon gemacht. Schade finde ich eigentlich, wo er doch eigentlich ziemlich lehrreich ist, und uns am besten von allen zeigt, dass selbst Götter ihre unschönen Seiten haben…
Germanische Götterwelt, Facebook, 25. Juli 2013
Jörd (auch Jord, Jorth, Jard, Fjörgyn, Folde, Grund, Hlodyn, Erce) stammt von den Riesen ab; wird aber oft auch als Göttin gesehen.
Ihre Eltern sind Onar und Nott, die Riesin der Nacht. Jörds Halbbrüder heißen Aud und Dag – der Gott des Tages.
Verheiratet ist Jörd nicht, allerdings ist sie eine Geliebte Odins. Mit ihm zusammen gebar sie Thor.
Viel ist nicht über Jörd bekannt. Sie hütet den fruchtbaren Boden, aus dem die Pflanzen sprießen, wacht aber auch über schroffe Gebirge und karges Ödland. Ihr Schoß gebärt uns das lebenswichtige Korn und gibt uns den Boden, auf dem wir leben können.
Der Glaube an eine solche „Erd-Mutter“ ist weltweit einer der verbreitetsten. Egal ob die griechische Gaia, die baltische Zemyna, die sumerische Uras, die aztekische Coatlicue oder die Papatuanuku der Südsee-Völker – überall auf der Welt verehrte man die Erde als eine große Mutter-Göttin, die Leben und Heimat schenkt.
Viele setzen auch Nerthus, eine weitere germanische Göttin, mit Jörd gleich.
Jörds Name „Fjörgyn“ ist verwandt mit dem altenglischen Wort „Firgen“ und dem gotischen „Fairguni“. Alle drei Wörter bedeuten so viel wie „Gebirge“, wo wieder die Verbindung zur Erd-Göttin hergestellt wäre.
Spinnt man diesen Gedanken weiter; so kommt man zum herkynischen Wald. So bezeichneten die Kelten und Römer ein großes, schier unendliches Bergland mit tiefen, finsteren Wäldern, schroffen Klippen und allerhand wilden und riesigen Tieren. Dieses Bergland soll jenseits von Rhein und Donau gelegen haben – wir kennen es heute als die deutschen Mittelgebirge.
Germanische Götterwelt, Facebook, 31. Juli 2013
Hel (auch Hella, Halja) stammt von den Riesen ab; wird manchmal aber auch als Göttin gedeutet. Sie wohnt und herrscht in Helheim (das auch oft nur Hel genannt wird, was aber arg verwirrt ), dem Land des Todes unter den Wurzeln Yggdrasils.
Ihre Eltern sind der Gott Loki und die Riesin Angrboda. Held Brüder sind der wilde Fenris-Wolf und die gewaltige Schlange Jormungand. Des weiteren hat sie aufgrund des regen Sexual-Triebs ihres Vaters noch allerhand unbekannte, teils göttliche, Halbgeschwister.
Hel ist die Göttin des Todes – mehr nicht. Als sie und ihre Geschwister noch jünger waren, da befahl Odin den Asen, die drei zu ihm zu bringen. Er wusste aus alten Prophezeiungen, dass sie Unheil bringen könnten, und überlegte, wie man dem vorbeugen könne. Ungeachtet dessen, dass sie quasi noch Kinder und darüber hinaus die Kinder seines eigenen Blutsbruders waren, veranlasste der Einäugige, Jormungand tief in das stürmische Meer zu werfen, wo er auf den Boden hinab sinken solle. Fenris solle man mit magischen Ketten fesseln und ihn gefangen halten. Mit Hel aber hatte Odin etwas ganz besonderes vor…
Er brachte sie nach Niflheim, dem nebelig-kalten Land hoch im Norden. In einem alten Teil des Landes, der direkt unter den gewaltigen Wurzeln des Weltenbaumes Yggdrasil liegt, lag das Land der Toten. Es war zwielicht und düster, und umgeben von einem riesigen Wehr-Zaun; dem Helgrind, der verhinderte, dass die Toten wieder in’s Diesseits zurück kehrten. Dort übergab Odin der jungen Hel das Kommando über das Reich der Toten und ließ sie dort zurück…
Hel ist bis heute die Göttin der Toten. Jeder, der den sog. „Strohtod“ stirbt – das heißt, der an Krankheit oder Alter stirbt – gelangt dort hin in den Kreis seiner Ahnen. Dass ist keine Schande, sondern war früher die Regel, während z.B. nach Walhall zu gelangen in heidnischer Zeit eher die Ausnahme war.
Wenn Hel jemanden in ihrem Reich hat, dann kommt der auch nicht so schnell wieder da raus – nicht einmal die Götter haben irgend eine Autorität in Helheim. Ja, sie gelangen sogar selbst dort hin, wenn sie sterben; so wie Balder!
Hel, so heißt es, sei zur einen Hälfte wunderschön und zart wie eine Elfe, aber ihre andere Hälfte sei verwest und blau-grau; wie eine Leiche. Aufgrund jener hässlichen Seite sei sie sehr einsam, manch einer sagt gar, dass wer den Mut habe, mit Hel die Nacht zu verbringen *hust*, dürfe ihr Reich wieder verlassen.
Hel regiert vom Zentrum ihres Reiches aus, wo ihr gewaltiger Hof steht. Ihre größte und prächtigste Fest-Halle heißt „Eljudnir“, was so viel wie Elend bedeutet. Hels Fest-Geschirr wird „Hunger“ genannt, ihren Sax (Allzweck-Messer) nennt man „Hungersnot“. Die Tür-Schwelle zu ihren Gemächern wird „Stolperstein“ genannt, ihr Bett „Kümmerlichkeit“ oder „Kranken-Bett“ und ihre Vorhänge „drohendes Unheil“. Hels Knecht wird „der Träge“ geschimpft und ihre Magd „die Langsame“.
An Ragnarok wird Hel ihre unzähligen Untertanen zum Kampfe aufrufen. Sie wird mit ihnen das Schiff Naglfari besteigen, dass aus den Zehen- und Fingernägeln der Toten gezimmert sein wird. Auf diesem gewaltigen Schiff werden alle gen Midgard segeln… Dort werden sie auf Hels Vater Loki sowie ihre beiden Brüder treffen, und das Toten-Heer wird über das Land ziehen, um in Asgard gegen die Götter zu kämpfen.
Hels Name kommt wahrscheinlich von ihrem Reich, und nicht anders herum. Das Wort ist verwandt mit unseren deutschen Wörtern „verhehlen“ oder „einen Hel aus etwas machen“, was beides grob mit verhüllen oder verstecken zusammen hängt – wie das Reich des Todes, welches tief unter der Erde verborgen liegt. Auch das englische Wort „hell“ oder deutsch „Hölle“ stammt davon ab – der Name der unterirdischen Toten-Welt wurde von den Christen 1:1 übernommen. Trotzdem ist Helheim kein negativer Ort, erst recht keiner der Bestrafung. Aber eben auch kein positiver wie Walhall – einfach neutral und natürlich… wie der Tod selbst.
Germanische Götterwelt, Facebook, 27. Juli 2013
Heimdall
Heimdall (auch Heimdalr, Heimdali, Rig, Iring, Hallinskidi, Gullintanni, Vindler) stammt aus dem Geschlecht der Asen; er wohnt am Rande Asgards auf seinem Hof Himinbjörg, der auf dem Gipfel des Himmelsberges steht.
Sein Vater ist nicht bekannt. Er hat dafür ganze neun (!) Mütter, sie alle sind Meeres-Riesen und dazu auch noch Schwestern. Jene heißen Gelf, Greif, Eistla, Urgeba, Wolfrun, Angeia, Sind, Atla und Jarnsaxa.
Einst schlief Heimdall mit der Menschen-Frau Modiv und zeugte mit ihr seine drei Söhne Jarl, Karl und Thral.
Heimdall ist der Wächter Asgards. Von seinem Hofe am Rande Asgards aus, an dem auch die lodernde Brücke Bifröst endet, überblickt er die ganze Welt und warnt die anderen Asen bei Gefahr mit seinem Rufhorn. Heimdall braucht kaum Schlaf, er hat bessere Ohren als ein Luchs und schärfere Augen als ein Adler. Zudem ist er einer der weisesten Götter; es heißt nur die Wanen würden ihm an Weisheit gleich kommen.
Desweiteren ist Heimdall ein Gott des Lichts. Sein Ross hat eine golden leuchtende Mähne und seine Zähne sind auch aus purem Gold (manche sagen, daher rührt das Sprichwort „Morgenstund hat Gold im Mund“). Bei den Altsachsen und Thüringern hieß er Iring, und sie nannten die Milchstraße den „Iringsweg“…
Eine andere sehr wichtige Rolle fällt Heimdall zu in Bezug auf uns; die Menschen! Es heißt, dass Heimdall einst durch Midgard wanderte, als es noch kaum Menschen gab. Da kam er an einen Hof, auf dem die Frau Modiv lebte. Mit ihr teilte er das Bett.
Monate später dann soll sie seine Söhne geboren haben: Den schmutzigen Thral; Stammvater aller Knechte. Den rotbackigen Karl, Stammvater aller freien Bauern. Und den hell gelockten Jarl, Stammvater aller Adeligen. Von den drei Männern sollen letztendlich alle heutigen Menschen abstammen, und so wird auch Heimdall als Vater der Stände bzw. als Vater der Menschen gesehen…
Heimdall, so heißt es, wurde am Rand der Welt geboren. Von seinen Riesen-Müttern wurde er dort mit einem magischen Kraft-Trunk aus Erde, Schweineblut und Meerwasser großgezogen.
Doch auch Heimdalls Tod ist bereits prophezeiht – an Ragnarök wird er gegen Loki selbst kämpfen, und die beiden werden sich gegenseitig umbringen.
Heimdalls Ross heißt Gulltopp; es hat eine Mähne aus leuchtendem Gold und wird von Heimdall über die Milchstraße geritten.
Doch alle Widder in der Welt stehen Heimdall näher als alles andere; sie sind ihm geradezu heilig. Darum heißen sie im Altnordischen auch „Heimdali“.
Sein wichtigstes Kleinod ist wohl das Rufhorn, dass man Gjallarhorn nennt. Wenn Heimdall es bläst, dann ist es überall in der Welt laut und deutlich zu hören. Er bläst es, wenn Asgard Gefahr droht, und am lautesten wird er es blasen; wenn Ragnarök anbricht…
Manche sagen sich heute; dass Heimdall der selbe Gott sei wie der Gott Mannus; denn auch dieser hatte genau drei Söhne, und sie waren jeweils die Stammväter verschiedener großer Germanen-Stämme. Zudem ist das altindische Pendant zu Mannus; Manu, Stammavter der verschiedenen Kasten, was ihn dem Heimdall auch nahe bringt…
Wie dem auch sei, Heimdall ist unser aller Vorfahr, eines JEDEN Menschen. Und darauf, dass in uns allen ein wenig göttliches Blut fließt, darauf dürfen wir stolz sein!
Gefjon (auch Gefion, Gefjun) stammt aus dem Geschlecht der Asen.
Ihre Eltern sind nicht bekannt. Einst war sie mit einem ebenso unbekannten Riesen zusammen, mit dem sie vier Kinder in Gestalt von Ochsen zeugte. Später heiratete sie dann Skjöld, einen von Odins Söhnen, und begründete mit ihm zusammen den Stamm der Dänen. Außerdem gebaren sie einen Sohn; Bjar.
Gefjön gilt als die bodenständige Bäuerin unter den Asen. Ihr Symbol ist der Pflug; der für die Germanen von höchster Wichtigkeit war; zum Beispiel durchlüftet er den Ackerboden und lässt darin enthaltene, alte Pflanzenreste somit zu fruchtbarer Mutter-Erde werden. Außerdem können im aufgelockerten Boden die Keimlinge besser sprießen und Wasser hervorragend gespeichert werden. Den immensen Vorteil des Pfluges erkannten auch schon die Germanen. Durch ihn konnten sie so viel wie möglich aus dem Acker herausholen, was im kalten, rauen Norden sehr wichtig war. Daher verehrte man Gefjon, denn sie hatte dem Menschen den Pflug gebracht und weiht jedes Frühjahr die noch kahlen Felder im Land, auf dass dort Bald das goldene Korn wachsen wird. Ihr Name bedeutet übrigens „die Gebende“.
Des weiteren ist über sie zu erzählen; dass sie als besonders weise gilt. Sie soll sogar hellseherische Fähigkeiten haben, manche meinen auch, dass sie einen regen Kontakt mit den Nornen pflege – weswegen Odin großen Respekt vor ihr habe.
Fernab dessen ist sie auch eine Göttin des Todes, denn es heißt, dass alle Toten, die nie geheiratet hatten, in ihr Gefolge kommen. Manch einer will sie auch schon gesehen haben, wie sie durch das Land wanderte und dabei von einer Schar an Mädchen und Jungen begleitet wurde…
Eine alte Geschichte von Gefjon erzählt, wie sie einst von Odin gebeten wurde, nach Midgard zu reisen und neues Land zu entdecken, dass die Götter fruchtbar machen und den Menschen schenken könnten. Also packte die Asin ihre Sachen und wanderte hinaus in die Welt… eines Tages kam sie auf den prächtigen Hof des Königs Gylfi, der über den Stamm der Svear herrschte. Sie bat um Obdach für ein paar Nächte, und der weise König wollte es ihr gewähren – allerdings nur, wenn sie ihn und seine Feier-Gesellschaft gut unterhalten könne. Da stimmte Gefjon mit zarter, süßer Stimme ein altes asisches Bauernlied an, und alle Männer in der Met-Halle waren so begeistert, dass man ihr zujubelte und sie gerne bleiben ließ.
Wo man dann gemeinsam speiste und feierte, da erzählte die Göttin Gylfi davon, dass sie auf der Suche nach Land war. Der König, der der schönen Maid keinen Wunsch abschlagen konnte, wollte ihr ein Stück seines Stammes-Gebietes schenken – nach altem Brauch so viel, wie sie an einem Tag mit vier Ochsen pflügen könne. Fröhlich stimmte Gefjon ein – am nächsten Tag reiste sie schon wieder ab, doch versprach sie, in einigen Jahren wieder zu kommen, um Gylfis Versprechen wahrzunehmen.
Die Asin, von Haus aus fleißig, zog sodann in den fernen Osten. Dort, im kargen, rauen und furchtbar kalten Land Jotunheim, verführte die Schöne einen Riesen und verbrachte mit ihm die Nacht. Doch auch ihn verließ sie nach nur einer Nacht, denn sie brauchte lediglich sein Riesen-Blut in ihren Nachkommen – mehr nicht. Und so gebar Gefjon einige Monate später vier riesenhafte Kinder; alle in Gestalt eines gewaltigen und wilden Ochsen. Gefjon zog ihre Kinder zu noch größeren Tieren heran und gewöhnte sie an die harte Feldarbeit.
Nach ein paar Jahren also kehrte sie zurück an den Hof von König Gylfi und stellte sich nun bereit, Land zu pflügen. Gylfi war ein ehrenhafter Mann, der sein Wort hielt – selbst, als er die vier riesigen Ochsen der Göttin sah und sich bewusst wurde, dass er allerhand Land verlieren würde. Aber bestimmt musste er da erstmal gewaltig schlucken.
Gefjon rammte ihren eisernen Pflug tief in die Erde und rief ihre Kinder zur Eile an. Und diese zogen mit wildester Kraft, und sie pflügten an einem Tag unglaublich viel Land. Wo sie entlang geschritten waren, da waren so tiefe Schluchten im Boden, dass sie sich mit Wasser füllten. Und so entstand ein weitläufiger See, fast so groß wie ein ganzes Meer, mitten im Stammesgebiet der Svear. Heute sagt man, dass es sich da um den See Mälaren in Schweden handelt… doch wahrscheinlicher ist es, dass der See Vänern gemeint ist.
Wie dem auch sei, Gefjöns riesenhafte Ochsen trugen Massen an Erde und Fels in ihrem Pflug fort, und als sie an die Küste kamen und den Schutt in das Meer warfen, da wuchsen die Unmengen aus dem Meer hinaus. Diese Unmengen Erde bilden heute die dänische Insel Seeland. Diese Insel reichte Gefjon völlig, und dankbar verabschiedete sie sich vom König Gylfi, der immer noch verdutzt am Ufer des schier endlosen See’s stand, da wo früher sein Stamm hauste.
Die Göttin dagegen setzte auf einem Schiff über nach Seeland und begann dort, Bäume und Getreide zu sähen. Nach wenigen Jahren schon war die Insel völlig ergrünt und stand in voller Blüte, und Gefjon versammelte die Asen dort, auf dass sie ihr Werk begutachten konnten. Und es stimmte; die Götter staunten nicht schlecht. Nun könne man es den Menschen schenken… doch welchen? darüber war man sich nicht ganz eins, und auch der weise Odin wusste da keinen klugen Richtspruch. Also überließ man auch dies der weisen Gefjon, die sich schon ihren Teil gedacht hatte. Sie heiratete einen der vielen Söhne Odins; Skjöld. Zusammen bauten sie sich einen prächtigen Hof auf Seeland, von wo aus sie beide die Insel beherrschen wollten. Außerdem gebaren sie einen Sohn; Bjar. Und mit ihm begründeten die beiden Götter den neues Stamm der Dänen, der im Laufe der folgenden Jahrtausende ganz Seeland und auch all die umliegenden Länder besiedelten und es zu großem Ruhm brachten…
Frigg (auch Frigga, Frick, Fri, Frija, Frea, Frau Holle, Perchta) stammt aus dem Geschlecht der Asen; sie wohnt im Haus Fensal, das in einem Moor in Asgard steht.
Ihr Vater ist nicht bekannt, doch ihre Mutter ist Jörd, die Mutter Erde. Ihr Gatte ist Odin, mit dem sie Balder, Tyr, Hödur, Hermor, Bragi und die Walküren gebar.
Friggs Mägde heißen Gna, Fulla, Sygn, Vara, Eira, Hlin, Lofn und Vjofn.
Frigg ist die heidnische Mutter-Göttin. Sie ist die Hüterin aller Frauen, insbesondere der Mütter. Zudem ist sie besonders beliebt bei Hausfrauen, denn sie ist auch die Göttin des guten Haushalts. Als große Mutter-Göttin untersteht ihr auch das Heil aller Familien, und sie ist die Göttin der Ehe.
Frigg hat den Menschen diverse Künste gebracht, die dann reines Frauen-Handwerk waren – darunter Stricken, Weben und Spinnen. Sie webt auch die Wolken, aus denen sie es auch mal gerne schneien lässt – daher ist sie auch eine Winter-Göttin und hat als solche in unseren Märchen bis heute als Frau Holle überlebt.
Die Menschen weihten ihr einst den Holunder, der seinen Namen von der großen Mutter hat (Holle -> Holler/Holunder).
Balder
Balder (auch Baldur, Bald, Palter, Bealdor, Bäldäg, Baldag, Balthaz) stammt aus dem Geschlecht der Asen; er wohnt halbjährig auf dem Hof Breidablik. Die andere Hälfte des Jahres lebt er in Helheim.
Seine Eltern sind Allvater Odin und Frigg, die große Mutter. Mit seiner Frau und Halbnichte Nanna hat Balder den Sohn Forseti. Seine Brüder heißen Hödur, Hermod und Bragi; zudem hat Balder durch das recht ausschweifende Liebesleben seines Vaters allerhand Halbbrüder – unter anderem Thor.
Balder ist der Gott des Lichts. Er gibt der Sonne ihre Kraft, auf dass sie das Land erwärme und die Pflanzen sprießen lasse. Oft heißt es; er sei der schönste und strahlendste der Asen. Wenn Balder den Raum betritt, dann geht Heiterkeit und Freude durch die Leute. Er ist die Lichtgestalt Asgards, der von jedem gemocht wird.Die Pflanzen Baldrian, Kamille und Maiglöckchen sind ihm geweiht.
Doch Balder verbringt immer nur die erste Hälfte des Jahres in Asgard, die zweite tief unten in Helheim, dem reich der Toten, von wo aus er der Sonne keine Kraft geben kann… wie es dazu kam erzählt die folgende Sage:
Vor vielen Wintern wurde Balder von heftigen Albträumen geplagt. Nacht für Nacht um den Schlaf gebracht, suchte der gestresste Ase schließlich eine Völve – eine Schamanin – auf. Sie hörte sich sein Problem an und deutete den Traum: Balder werde bald sterben!
Schockiert eilte der Lichtgott darauf hin zurück nach Asgard, wo er seinen Eltern vom Problem berichtete. Gerade Frigg; seine Mutter, traf die üble Nachricht hart. Voller Trauer war sie, und ihr Herz schmerzte. Tage lang weinte sie, doch dann fiel sie einen Beschluss: Sie lief hinaus in die weite Welt. Durch jedes Land in jeden Wald und jedes Dorf ging sie. Allen Sachen, ob Mensch, Riese, Tier, Pflanze oder Stein, nahm sie den Eid ab, Balder nichts anzuhaben. Jedes Korn eines jeden Feldes fragte sie, und jeden Tropfen eines jeden Flusses, von der Quelle bis zum Meer. Nur ein kleiner Mistel-spross, noch grün und zart, erschien ihr als zu nichtig, um einem Gott etwas anhaben zu können.
Und so wurde Balder schier unverwundbar. Dieser Ruf eilte durch jedes Land und niemals wieder wagte es einer, Balder etwas anzuhaben. Irgendwann begannen die Asen jedoch, ihn zu testen. Sie piekten ihn erst oder zwickten ihn, doch weder verspürte Balder einen Schmerz, noch bekam er Wundmale. Auch als sie ihn mit Steinen und bewarfen, konnten die ihm nichts anhaben, ja nicht mal Schwerter oder Speere. Und Balder, der stand immer stolz da und stellte zur Schau, wie ihn nichts verletzen konnte. Alle Asen hatten einen Heiden-Spaß dabei…
Es geschah an einem 21. Juni. Die Götter waren gerade beim Spiel im Freien, feiernd, trinkend und Balder austestend. Etwas abseits der Feier-Gesellschaft stand Balders Bruder Hödur. Er war blind und konnte auch sonst nicht besonders viel. Da trat Loki an ihn heran und bot ihm an, doch am Spiel Teil zu haben. Doch wie, fragte der Blinde. Da bot ihm der Feuer-Gott Pfeil und Bogen an um auf Balder zu schießen. Hödur sagte da nicht nein, setzte an – Loki half ihm gar beim zielen – und schoss. Was er nicht wusste, war; dass die Pfeilspitze aus dem Mistel-Zweig war, den Frigg dereinst übergangen hatte. Doch es war eh schon zu spät… der Pfeil hatte Balder durchbohrt und der lichte Gott sank blutüberströmt zu Boden. Entsetzt eilten die Asen heran, Frigg und Nanna beugten sich über ihn, hielten ihn fest im Arme – doch sie alle konnten nichts mehr tun für ihn. Balders Geist fuhr nieder nach Helheim.
Manch einer erzählt sich, dass es in Wahrheit Odin war, der schoss. Er soll sich als Hödur verkleidet haben und selber seinen Lieblings-Sohn getötet haben, weil er ihn bei sich in Walhall haben wollte. Aber daraus war dann ja nichts geworden…
Am Abend dann war bereits die Toten-Feier vorbereitet. Alle Asen und Wanen und auch diverse Riesen waren zusammen gekommen an einem weiten Strand. Balders Leichnam wurde auf einer Trage durch die Trauernden getragen und auf sein gewaltiges Schiff Ringhorn gelegt. Es stand an Land und sollte brennend in das Meer gerollt wurden, wo Balder ein gebührender Untergang erwarten sollte. Mit ihm wurde all sein Gut, seine besten Pferde und Waffen verbrannt, und auch seine Frau Nanna – an ihrer Trauer zu Grunde gegangen – ließ sich mit verbrennen, Seite an Seite mit ihrem bewunderten Gatten. Kurz vor der Prozession trat Odin noch ein letztes Mal an seinen Sohn heran. Er gab ihm seinen magischen Ring Draupnir mit auf den Weg und flüsterte ihm magische Zauberworte in’s Ohr. Danach weihte Thor den Toten mit seinem Hammer Mjölnir. Die Riesin Hyrrokin trat an das Schiff und stoß es gen Wasser – es rollte so schnell über die Baumstämme, dass jene Feuer fangen und das Schiff samt der Ladung entfachten. Es platschte in’s Wasser, und Thor trat noch eben einen nervigen Zwerg, der ihm um die Beine getänzelt war, durch die Lüfte in die Flammen. Und da nun trieb das Totenschiff. Brennend, dem lichten Balder die letzte Ehre erweisend.
Tags darauf war trübe, gedrückte Stimmung in Asgard. Doch die Götter verweilten nicht tatenlos! Balders Bruder Hermod ritt aus, um seinen Bruder aus Helheim wieder zu holen. Er hatte dafür von seinem Vater extra das achtbeinige Sturmross Sleipnir bekommen.
Odin dagegen hatte ganz andere Pläne. Er wanderte fort nach Midgard; in die Welt der Menschen. Im kalten Land, wo der Stamm der Rus siedelte, hauste eine Riesin namens Rinda. Der Allvater stellte sich ihr als der Krieger Roster vor und forderte sie heraus. Die Rus.Riesin, die den Kampf liebte, willigte ein und schlug Odin nieder – auch bei der Revange. Dieser hatte in der kriegerischen Frau sein Ziel gefunden. Einige Tage später kehrte Odin zu Rinda’s Hof zurück; verkleidet als die Völve Wecha. Er bot der Riesin an; ihre Krankheit, die sie gerade erst befallen hatte, zu heilen. Die Medizin würde jedoch eine aggressiv machende Nebenwirkung haben. Rinda, die der alten Frau vertraute, ließ sich daher eigenwillig an ihr Bett fesseln – Hauptsache, sie werde wieder gesund. An’s Bett gefesselt offenbarte Odin jedoch sein wahres Gesicht, fiel über die wehrlose Riesin her und vergewaltigte sie. Manch anderer erzählt sich allerdings auch, dass er sie nicht fesselte, sondern mittels eines Zaubers gefügig machte; so dass sie von ganz alleine mit ihm schlief. Wie dem auch sei; nach 9 Monaten stand der alte Einäugige zum dritten Mal vor Rindas Tür – und holte das Neugeborene. In Asgard wuchs der Knabe durch die heiligen Speisen und Tränke der Götter binnen eines Tages zum Mann heran. Man nannte ihn Vali und er war ebenso streitlustig und kräftig wie seine Mutter. Da hetzte ihn Odin auf Hödur, der seine Tat immer noch bereute. Doch das half nichts; Vali erschlug den Blinden, der darauf hin ebenfalls gen Helheim nieder fuhr. Somit hatte Odin wieder ein Gleichgewicht der Ehre hergestellt, so wie es das alte germanische Recht verlangte.
Währenddessen war Hermod in Helheim angekommen. Den Totenstrom Gjöll hatte er überquert gehabt, durch das einzige Tor im Zaun Helgrind, der Helheim umgibt, war er geritten und durch das zwielichtige Land der Toten gereist. Am Hofe der Göttin Hel bat er um ein Gespräch, und seine einsame Cousine kam sogleich zu ihm. Hermod fragte, ob es eine Möglichkeit gäbe, dass Balder das Totenland wieder verlassen könne. Doch in der Hinsicht war Hel selbst untröstlich, auch wenn sie ihrem Besuch sonst jeden Wunsch gewährte, war es doch so einsam als halb entstellte Herrin der Toten. „Nur“, so die Göttin, „wenn eine jede Sache in der Welt wahrlich um ihn trauert, kann Balder mein Land verlassen. Jedes Wesen, jede Pflanze, jeder Stein, jedes Tröpfchen Wasser.“ Das nickte Hermod ab und machte sich sofort wieder auf den Weg gen Asgard.
Dort berichtete er ausführlich den Asen. Alle schöpften sie Hoffnung, dass ihr Geliebter Balder bald wieder unter ihnen sein könnte. Und so sattelten sie alle ihre Pferde oder nahmen ihre Wanderstöcke und reisten hinaus in die Welt. In jeden Winkel eines jeden Landes gingen die Asen; es war wahrlich ein Unterfangen, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte. Und wahrlich alles, was oder wer ihnen begegnete, wurde gefragt, ob es um Balder trauerte. Und alle Menschen, alle Riesen, alle Elfen und Zwerge, Steine, Gräser, Wassertropfen, ja sogar der kleine Mistelzweig, bekundeten ihr Beileid. Nur als ein Ase eines Tages zu einer alten, grantigen Frau namens Thökk kam, sagte jene; dass Balder sie nicht interessiere. Entsetzt fuhr da der Ase auf, doch die Greisin blieb dabei. Und so scheiterte schließlich das Unterfangen, Balder wieder aus Helheim zu den Göttern zu holen.
Manche Asen vermuteten später; Loki habe sich als Thökk ausgegeben – doch Beweise dafür konnte man nie finden.
Unten in Helheim traf Balder, der dort sein schattenhaftes Dasein führte, später auf Hödur, der ihn getötet hatte. Doch anstatt sich zu rächen, blieb der erloschene Lichtgott ruhig und ließ seinen blinden Bruder die ganze Sache erklären. So versöhnten sie beide sich wieder, und an Ragnarok, wenn auch Hel fallen wird und somit auch Helgrind fallen wird, werden die beiden gemeinsam zurück kehren und über die neue, bessere Welt friedvoll herrschen.
Alljährlich wird Balder in der Nacht vom 21.12. auf den 22.12. von seiner Mutter Frigg wiedergeboren. Der Sonnenaufgang kündet von der erfolgreichen Geburt; und dass die Tage wieder länger werden, kündet davon; dass Balder wieder unter den Göttern wandelt, Heiterkeit bringt und der Leben spendenden Sonne wieder Kraft gibt. Immer mehr und mehr. Im Laufe des Jahres wächst der Gott zu einem starken, stattlichen Mann heran, und mit ihm wächst die Sonne. Es wird Frühling und bald auch Sommer; und das Leben kehrt in die Welt zurück. Doch wenn Balders Kraft am größten ist – am 21.6. – fällt er mit dem Sonnenuntergang wieder. Und wo er nun in Helheim ist, verliert auch die Sonne immer mehr an Kraft. Das Leben wird wieder aus dem Land gehen und Kälte wird Einzug halten. Nach einem halben Jahr; am 21.12., wird die Sonne kurz vorm erlöschen sein. Doch sie taucht ja am nächsten Morgen gestärkt wieder auf – aber wenn nicht; wenn sie an jenem Abend untergeht und Tags darauf nicht wieder aufgeht, ja dann ist Ragnarök.
Vom 9. Jh. v. Chr. bis zum 14. Jh. n. Chr. waren Europa, Asien und Afrika Schauplatz der Wanderung verschiedener Barbarenvölker. Wer waren diese Barbaren, die mit dem Schwert in der Hand lebten und starben? Deren einziges Schicksal es zu sein schien, Verderben, Zerstörung und Tod über die Menschen zu bringen? The History Channel geht diesen Fragen in der vierteiligen Sendereihe ‚Barbaren‘ auf den Grund. Gedreht an Schauplätzen in Europa und Asien, konzentriert sich die Dokumentation auf vier Volksstämme: Goten, Hunnen, Wikinger und Mongolen. Dabei werden nicht nur ihre Eroberungszüge thematisiert, sondern auch ihre Kulturen, Führer, Feinde und ihre jeweilige Rolle in der Gestaltung der Weltgeschichte.